Aufgrund genetischer Unterschiede weisen Menschen eine unterschiedliche Medikamentenverträglichkeit auf. Was für den einen die richtige Dosis ist, kann den anderen schwer belasten. Die Fähigkeit, Medikamente abzubauen bzw. zu entgiften hängt von wichtigen Enzymen der Leber ab. Diese Entgiftungs-Enzyme, ihre Fachbezeichnung lautet CYP450-Enzyme, haben bei ungefähr einem Drittel der Bevölkerung nur eine mittelgradige Leistungsfähigkeit, sodass viele Menschen Medikamente teilweise schwer vertragen und abbauen können. Da sich die Dosis-Einnahmeempfehlungen aber an der Bevölkerungsmehrheit mit voller Medikamentenverträglichkeit orientieren, werden also viele Menschen, deren Ausscheidung von den entsprechenden Entgiftungs-Enzymen abhängt und nicht voll funktioniert, systematisch überdosiert. Dies betrifft auch Psychopharmaka bzw. auch Kombinationen aus mehreren Medikamenten, die sich gegenseitig hemmen, blockieren oder sogar aufheben. Wenig bekannt ist auch, dass manche Medikamente bestimmte wichtige Stoffe im Körper verbrauchen. Dies kommt noch dazu und wird leider oft nicht berücksichtigt. Ein Beispiel: Unter Statintherapie (wird bei Fettstoffwechselstörungen als Cholesterinsenker eingesetzt), insbesondere unter langfristiger Einnahme von Statinen, muss daher mit der Induzierung eines Coenzym-Q10-Mangels gerechnet werden, sodass unter diesen Bedingungen an eine Ergänzung mit Coenzym Q10 gedacht werden muss.
Weiter: Bei jedem Diabetiker, der mit Metformin behandelt wird, sollte der Vitamin B12-Haushalt in Form aussagekräftiger metabolischer Parameter ein- bis zweimal jährlich kontrolliert werden.
Paracetamol kann unter gewissen Umständen toxische Wirkungen auf Leber und/oder Nieren haben.
Das Breitspektrum-Antiepileptikum Valproinsäure kann u.a. indirekt zu einem systemischen Carnitin-Mangel führen.
Nachzulesen sind diese Informationen in Apothekerzeitschriften oder auch in Büchern namhafter Ärzte.
Eine sorgfältige Anamnese unter Berücksichtigung aller eingenommenen Medikamente wäre Pflicht. In meiner Praxis stellt sich immer wieder heraus, dass Patienten nicht auf mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt wurden. In diesen Fällen empfehle ich meine Patienten an ganzheitlich arbeitende und denkende Mediziner weiter, die solche Hintergründe kennen und entsprechend handeln.
28. April 2013
Helena Krenn